Freitag Nachmittag
Die Sonne strahlte so hell wie schon lange nicht mehr. Das war das langersehnte Zeichen. Ich stieg von meinem edlen Drahtesel und erblickte bekannte Gesichter. Wie jedes Jahr stand das intensivste, aber auch beste Wochenende vor uns.
Nach einem Genussgetränk, machten wir uns auf den Weg zum Gemeindeamt. Voller Anspannung betraten wir den Saal. Dort warteten vorfreudig unser Bürgermeister, sowie einige Gemeinderäte und Claudia.
Ich hatte viele Gedanken, welche das Projekt betreffen. Wir wussten alle nicht, was uns erwarten würde. Als ich meinen Blick durch die Runde schweifen lies, traf er auf viele fragende und antwortsuchende Gesichter.
Jetzt war es soweit, die Nervosität war groß.
Eine Hollywoodschaukel? Und diese zusätzlich verzieren? Und dann auch noch die vorigen Projekte renovieren? Na Bumm.
Als ich mich von dem Schock erholte, fand ich mich im Gruppenbild für Social Media wieder. Mir blieb nur übrig, meinen größten Grinser aufzusetzen und die Herausforderung anzunehmen.
Und dann ging es auch schon los.
Wir planten und skizzierten, sägten und schraubten. Die Kräfte wurden vereint und die schweren Pfosten zum Ort des Geschehens geschleppt.
Es blieb am Ende des Tages nur mehr ein Gedanke. Wann kommt unser Kebi?
				
		
	
Samstag Vormittag
Die Sonne hatte ihren Platz am Himmel eingenommen und versprach uns einen weiteren strahlenden Tag. Noch bevor viele überhaupt ans Aufstehen dachten, fand ich mich im Auto wieder. Erste Beschaffungen um 6:30 Uhr – Kaffee wäre da vermutlich die bessere Wahl gewesen.
Zurück im Landjugendraum wartete schon die Lagebesprechung. Viele Ideen – und noch mehr Meinungen. Kurz darauf machten wir uns auf, um Pflanzen und Materialien zu besorgen. Währenddessen hörte man am Bauplatz bereits laute Stimmen. Die Burschen hatten Schaufeln, Beton und endlose Diskussionsfreude. Ausgraben, Betonieren, Verwerfen, Neuplanen – ein echter Marathon, nur eben ohne Ziellinie.
Als wir zurückkehrten, sahen wir Schweißperlen, staubige Hosen, Beton bespritze T-Shirts und stolze Blicke. Es war dieser ganz besondere Mix aus Chaos und Kreativität, der uns jedes Jahr aufs Neue zusammenschweißt.
Und nun? Nun sitzen wir beim Böhm. Teller voll, Gläser halb leer, und die Gespräche drehen sich um den Baufortschritt und Blödeleien.
Ein Gedanke begleitet mich dabei:
Ob die Hollywoodschaukel am Ende genauso stabil wird, wie unsere Freundschaft?
Samstag Nachmittag
Der Nachmittag legte sich wie eine Schicht Staub über uns. Ich spürte die Müdigkeit in meinen Armen, während die Schaufel erneut in die Erde glitt. Immer wieder dasselbe Geräusch: Metall trifft Erde, hebt sie aus, kippt sie fort. Es war, als würde die Welt nur noch aus Schaufeln und Scheibtruhen bestehen.
Zwischendurch hob ich den Blick. Die Naschecken der Spielplätze strahlten in neuem Glanz, frisch renoviert und voller Versprechen für Jedermann. Unser Platzerl lag da, endlich ausgehoben, der Kies verteilt wie ein weiches Fundament für etwas Größeres. Ich sah zur Hollywoodschaukel – sie stand nun fertig zusammengebaut vor mir. Über mir reckten sich die neuen Sporen fürs Dach in den Himmel, während auch der Gartenweg still sein neues Kleid trug. Wir gruben noch schnell Löcher für die Pflanzen – kleine Versprechen, die noch in der Erde schlummerten.
Gerade rechtzeitig erschien unser Zimmerermeister. Ein kurzer Blick von ihm genügte. Wir wussten, er war der Retter in der Not. In der Dunkelheit der Nacht half er uns die letzten Balken zu montieren.
Doch am meisten blieb die Erde. Überall Erde. An den Händen, an den Schuhen, selbst im Gesicht spürte ich den trockenen Staub. Ich fühlte mich, wie unser ledierter Kübel - schwer und sehr kaputt.
Nun sitze ich hier. Der Duft von frischer Pizza steigt mir in die Nase, mein Rücken lehnt gegen einen Baum und ich nehme den ersten Bissen. Alles fühlt sich für einen Moment leicht an.
Ich sitze hier mit meinem letzten Getränk in der Hand, müde, staubig und irgendwie glücklich. Erst unter der Dusche merkte ich, dass wir die Erde zwar weggeschaufelt haben, sie aber trotzdem noch bei uns geblieben ist – diesmal am Duschboden.
Als ich müde und erschöpft im Bett lag, stellte sich nur noch die Frage. Was bringt der morgige Tag?
Sonntag Vormittag
Der Tag begann früh, beinahe zu früh. Die Luft war noch frisch, und die Erde roch nach Versprechen. Mit der Schaufel in der Hand beugte ich mich über das erste Loch. Eins nach dem anderen gruben wir, als würden wir Geheimnisse aus dem Boden holen, die nur darauf warteten, in Form von Blumen wiedergeboren zu werden.
Neben mir rauschte das Wasser. Steine, die eben noch stumpf und grau gewirkt hatten, verwandelten sich in glänzende Juwelen. Ich rieb den Staub von der Oberfläche, und plötzlich sah ich nicht mehr bloß Steine, sondern kleine Kunstwerke, bereit, unseren Platz zu verzieren.
Die Blumen fanden ihren Weg in die vorbereiteten Mulden. Mit jeder eingesetzten Pflanze wurde das Platzer lebendiger. Rindenmulch legte sich darüber wie eine Decke – weich, warm und schützend. Es war, als ob wir nicht nur Pflanzen setzten, sondern Wurzeln für etwas Größeres schlugen.
Über mir erklangen Hammerschläge. Das Dach wuchs Brett für Brett, sicher und fest, bis es uns wie ein beschützender Schirm überspannte. Ich blieb einen Moment stehen, wischte mir die Erde von den Händen und ließ den Blick schweifen. All das war in wenigen Stunden entstanden – und doch wirkte es, als hätte es immer schon hierhergehört.
Ich verspürte großen Hunger. Wir machten uns auf den Weg. Bei Tisch gab es noch eine kurze Lagebesprechung bevor wir zuschlugen. Burger und Pommes wurden schnell verzehrt bevor uns das Mittagstief einholte. Komme ich da je wieder raus?
Sonntag Nachmittag
Der letzte Nachmittag begann mit dem Wissen, dass unsere Zeit hier bald zu Ende gehen würde. Die Arbeit hatte Spuren hinterlassen – an den Händen, in den Muskeln, aber auch im Herzen. Mit ruhiger Sorgfalt besserten wir den Boden aus, schaufelten Unebenheiten fort und begradigten, als wir dem Platz seinen letzten Schliff verliehen.
Dann war es soweit: Die Schaukel wurde aufgehängt. Ich hielt kurz inne, als sie das erste Mal frei in der Luft schwang. Sie war nicht nur Holz und Seil, sie war das Symbol all unserer Mühen, unseres Lachens, unserer unzähligen Stunden voller Schweiß und Erde.
Wir stellten alles bereit für die Präsentation um 15:30 Uhr. Die ersten Gäste trafen ein. Bekannte Gesichter, erwartungsvolle Blicke, Landesbeiräte, die mit Interesse durch das Gelände schritten. Ich spürte Stolz in mir aufsteigen, als ich sah, wie unser Werk in den Augen anderer zu etwas Wertvollem wurde.
Und dann kam der Moment des Aufatmens. Wir räumten zusammen, legten die Werkzeuge beiseite, die uns die letzten Tage begleitet hatten. Die Sonne senkte sich langsam, der Nachmittag wurde golden, und wir saßen beisammen – lachend, erzählend, einfach nur genießend.
Es war der Augenblick, in dem wir wussten wir hatten etwas geschaffen, das für immer bleiben würde:
DAS KLEINE GENUSS PLATZL